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Macht das Smartphone krank?

Blikk-Studie 2017

Die Blikk-Studie hat im Frühjahr 2017 mit der Aussage „Übermäßiger Medienkonsum gefährdet Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“ vor allem bei Eltern für Beunruhigung und Unsicherheit gesorgt.

Bei der Blickk-Studie (kurz für Bewältigung, Lernverhalten, Intelligenz, Kompetenz, Kommunikation) haben Kinderärzte in Deutschland rund 5500 Kinder und Jugendliche untersucht und ihre Eltern zum Umgang des Nachwuchses mit den digitalen Medien befragt. Dabei sollte die Fragestellung geklärt werden, wie sich digitale Medien auf Heranwachsende auswirken. Die zentralen Ergebnisse:

  • Nutzt die Mutter, während sie ihren Säugling betreut, parallel digitale Medien, weist das Kind eher Fütter- und Einschlafstörungen auf.
  • 70 Prozent der Kinder im Kita-Alter nutzen das Smartphone ihrer Eltern mehr als eine halbe Stunde täglich.
  • Kinder unter sechs Jahren, die intensiv digitale Medien nutzen, haben häufiger Störungen bei der Sprachentwicklung, sind eher hyperaktiv oder können sich schlechter konzentrieren.
  • Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 13 Jahren, die täglich mehr als eine Stunde digitale Medien nutzen, leiden häufiger unter Konzentrationsschwäche oder sind hyperaktiv. Sie konsumieren mehr süße Getränke und Süßigkeiten und leiden eher unter Übergewicht.

"Es bringt nichts, das zu verteufeln" – Medienpsychologin rät zum kompetenten Umgang mit Smartphone

Die Medienpsychologin Astrid Carolus von der Universität Würzburg, die auch im Beirat der Initiative "Schau hin!" sitzt, warnt vor einer einseitigen Diskussion. Die Beobachtungen der Studie beweisen nicht, dass der Umgang mit den Smartphones direkt für die gesundheitlichen Probleme verantwortlich ist. Dass der Umgang mit Smartphones negative Folgen habe, gehe laut Carolus aus der Studie nicht eindeutig hervor. Nachgewiesen worden seien lediglich statistisch signifikante Zusammenhänge, aber keine klare Beziehung zwischen Ursache und Wirkung.

Die Wissenschaftlerin ist gegen Smartphone-Verbote für Kinder. Diese gingen an der Realität vorbei. Stattdessen solle man sie lieber auf die digitale Welt vorbereiten und ihnen die entsprechende Medienkompetenz vermitteln.

„Wenn wir auf die Welt gucken, ist es heute schon eine der zentralen Kompetenzen, dass wir das mit der Medienkompetenz hinkriegen. Und damit meine ich nicht, dass wir ein Tablet bedienen können, das können Kinder schon wahnsinnig früh, sondern dass wir lernen, dass unsere Kinder lernen, wofür nutze ich das, wie nutze ich das, wie kriege ich das hin, dass ich meinen eigenen Konsum möglicherweise in Grenzen halte. Und dann zu sagen, grundsätzlich sollten Kinder das gar nicht machen, oder erst sehr spät, ist ein Ansatz, den ich äußerst kritisch sehe. Wir haben ja in diesen Medien auch durchaus Vorteile. Das kann man ja auch für was Positives nutzen“, so Carolus.

Eltern müssen als Vorbild fungieren

Das heißt gleichzeitig, dass auch die Eltern ihr eigenes Verhalten hinterfragen müssen. Es geht einerseits darum, herauszufinden, was das Gerät kann und was man als Nutzer davon eigentlich erwartet und braucht. Andererseits ist es wichtig zu reflektieren, zu welchen Zeiten das Smartphone genutzt wird und an welchen Stellen es zur Seite gelegt wird. Nutzt man das Smartphone, wenn man das Kind füttert oder wenn es isst, sollte man als Eltern sein eigenes Verhalten hinterfragen und es ändern. Denn ein gutes Vorbild gegenüber seinen Kindern zu sein, bringt viel mehr, als die digitalen Medien zu verteufeln und somit womöglich Ängste im Kind zu schüren.

Übrigens: Auch die an der Studie beteiligten Ärzte und Forscher fordern kein Verbot der digitalen Medien, sondern plädieren für die Stärkung der Medienkompetenz von Eltern und Kindern.